Die Stellenausschreibungen für KI-Experten, die sich mit generativer KI, großen Sprachmodellen (LLM) oder einfach nur Chat GPT auskennen, haben sich seit Jahresbeginn in Deutschland mehr als verzehnfacht, zeigt eine Auswertung der Index-Gruppe in 200 Printmedien, 298 Online-Stellenbörsen und auf 650.000 Firmenwebsites. Trotz des Sprungs ist die Nachfrage in absoluten Zahlen aber noch überschaubar: Im August suchten 306 Unternehmen Fachleute für 713 offene Positionen in diesem kleinen, oder schnell wachsenden Segment der Künstlichen Intelligenz.

Der Blick auf die suchenden Branchen zeigt die IT/Telekommunikation mit einem Anteil von 28 Prozent an den Stellenausschreibungen klar vorne, gefolgt von Forschung und Entwicklung in Hightech- und naturwissenschaftlichen Berufen, Ingenieuren, Architekten sowie Marketing und Werbung. Kaum Nachfrage nach Spezialisten mit diesen Qualifikationen kommt bisher aus dem Personal- und Finanzwesen, den Bereichen Gesundheit, Recht und Einkauf sowie den Sektoren Tourismus und Verkehr, zeigt die Index-Auswertung.

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Deutschland liegt mit diesen Werten zwar klar vorne im Vergleich mit den Nachbarländern Österreich und Frankreich, hinkt aber anderen großen Industrienationen hinterher. Interessant sind die erstmals erhobenen Daten für die Schweiz. Dort ist die Nachfrage – im Vergleich zur Wirtschaftsleistung des Landes – konstant hoch und war auch schon vor Beginn des Hypes mit der Veröffentlichung von ChatGPT im vergangenen November überdurchschnittlich groß. Offenbar haben die Eidgenossen das Potential der generativen KI früher als andere erkannt.

Die verbreitete Skepsis, ob das ökonomische Potential der generativen KI die erforderlichen Investitionen rechtfertigen, führt vor allem im deutschen Mittelstand noch zu Zurückhaltung. Eine aktuelle IONOS-Umfrage zeigt, dass die deutschen KMU die Fähigkeiten der generativen KI skeptischer einschätzen als zum Beispiel Unternehmen vergleichbarer Größe in den Vereinigten Staaten. Zudem dämpft aktuell die schwache Konjunktur den Elan. Im zweiten Quartal sind die Stellenausschreibungen für Digitaljobs in Deutschland gegenüber dem Jahresanfang spürbar zurückgegangen.

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Die meisten Unternehmen befinden sich noch in der Experimentierphase und probieren mögliche Einsatzgebiete für generative KI erst einmal mit Bordmitteln aus. Als zentrales Anwendungsfeld hat sich das Wissensmanagement herauskristallisiert, in dem vor allem die Dialogfähigkeit der generativen KI hilft, schnell die gewünschten Informationen in den internen Dokumenten eines Unternehmens zu finden und passend aufzubereiten. Bosch oder Merck gehören auf diesem Gebiet zu den Pionieren. Die technische Erweiterung der Sprachmodelle, nicht nur Texte, sondern wie ChatGPT inzwischen auch Bilder zu analysieren, schafft aktuell neue Einsatzgebiete, wie das Beispiel der Verkehrsschild-Analyse zeigt.

FAZ

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