Alle reden derzeit von KI und dem schnellen Erfolg von chatgpt. In der Vergangenheit sind solche technologischen Revolutionen mitunter ins Straucheln geraten, da sie viel kosten. MDR-AKTUELL-Hörer Jürgen Scherf fragt sich, ob die Mutterfirma von ChatGPT, OpenAI, bald pleite ist.
Man kann die Künstliche Intelligenz natürlich gleich selbst fragen. Weiß ChatGPT, wann seine Mutterfirma OpenAI Pleite geht? Die Antwort fällt ernüchternd aus: „Ich kann keine Vorhersagen über die finanzielle Zukunft von Unternehmen oder Organisationen machen, einschließlich OpenAI.“
Nutzungszahlen von ChatGPT sinken
Tatsächlich sind die Nutzungszahlen von ChatGPT zuletzt gesunken – auf 1,4 Milliarden Aufrufe im Monat. Dem Unternehmen ist der Rückgang womöglich recht. Denn jede Anfrage kostet Strom und Server-Kapazitäten. Und Nutzer, die die Künstliche Intelligenz nur mal ausprobieren wollen, bezahlen nichts.
Dass die Mutterfirma OpenAI deswegen pleite geht, glaubt der Münchner Informatik-Professor Reinhard Heckel nicht. Denn den intelligenten Chat könne man in Software integrieren – und dafür Lizenzgebühren verlangen. „Ich glaube schon, dass das jetzt in ganz viele Produkte eingebaut wird in den nächsten Jahren. Einfach, weil es so nützlich ist.“ In dem Schreibprogramm google Docs gebe es in den USA beispielweise die Funktion „Hilf mir schreiben“. So könne man schneller an Dokumenten arbeiten, erklärt Heckel.
Heckel verweist darauf, dass es auch eine kostenpflichtige Version von ChatGPT gibt. Diese liefere für 20 Dollar im Monat bessere Antworten als der Gratis-Chat.
Start Ups meist nicht rentabel
Katharina Wilhelm beobachtet als ARD-Reporterin die Technologie-Szene. Auch sie hält eine Pleite von OpenAI für unwahrscheinlich. „Im Silicon Valley ist man es ja gewohnt, dass Start Ups Geld verschlingen, nicht rentabel sind. Selbst etablierte größere Unternehmen wie zum Beispiel X, früher Twitter, ist immer noch nicht rentabel und schreibt auch keine schwarzen Zahlen.“
Trotzdem: Auch ein Tech-Unternehmen benötigt irgendwann Einnahmen, sonst verschwindet es. Das zeigt das Beispiel Yahoo. Bislang hält Microsoft OpenAI am Leben. Der Software-Konzern hat zehn Milliarden Dollar investiert und will ChatGPT mit seiner Suchmaschine Bing verknüpfen.
Man möchte Bing wieder nach vorne bringen. Und man möchte Nutzer überzeugen, Bing zu nutzen statt Google. Das lässt man sich doch einiges kosten und auch allein deswegen ist OpenAI nicht so wahnsinnig gefährdet. Denn das Überleben sichert derzeit Microsoft, weil Microsoft in die Zukunft von OpenAI investieren möchte.
„Keine Pläne, Einnahmen zu erzielen“
Gegründet wurde OpenAI von Sam Altman. Schon vor vier Jahren wurde er vom Investoren-Newsletter StrictlyVC gefragt, wann seine Firma für künstliche Intelligenz Geld verdienen werde.
Die erfrischend offene Antwort kann man heute noch bei Youtube finden: „Wir haben aktuell keine Pläne, Einnahmen zu erzielen. Wir haben keine Idee, wie wir jemals Einnahmen erzielen werden“, sagt er. „Wir haben den Investoren ein sanftes Versprechen gegeben, dass wir, sobald die Künstliche Intelligenz einmal entwickelt wurde, wir sie bitten werden, einen Weg zu finden, Rendite zu generieren. [Lachen im Saal] Lachen Sie. Aber ich glaube, so wird es kommen.“
Wir haben keine Idee, wie wir jemals Einnahmen erzielen werden. Wir haben den Investoren ein sanftes Versprechen gegeben, dass wir, sobald die Künstliche Intelligenz einmal entwickelt wurde, wir sie bitten werden, einen Weg zu finden, Rendite zu generieren.
Sam Altman | Gründer OpenAI
Tatsächlich kann man ChatGPT heute zumindest fragen, womit OpenAI Geld verdient. Und darauf antwortet der Chatbot ausführlich: mit Lizenzgebühren, eigenen Anwendungen, Fördermitteln. Ob das zum Überleben reicht, ist allerdings nicht zu beantworten. Über die Zukunft von Start-Ups kann man nur spekulieren.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Oktober 2023 | 06:25 Uhr