Ziel ist die maschinelle Übersetzung von Sprache in Echtzeit, also mit möglichst geringer Verzögerung.

Anatol Stefanowitsch, Linguist und Professor an der Freien Universität Berlin. Foto: Freie Universität Berlin

Die technologischen Voraussetzungen dafür seien inzwischen gegeben, heißt es beim Goethe-Institut. Experten des Deutschen Kulturvereins, der den kulturellen Austausch und das Studium der deutschen Sprache im Ausland fördert, unterscheiden zwischen dem Übersetzen einer Sprache in eine andere und Fremdsprachenkenntnissen, wobei letztere „weit über die einfache Simultanübersetzung hinausgehen“.

Noch vor wenigen Jahren kam es einem wie Magie vor, wenn auf dem Smartphone der übersetzte Text einer Speisekarte angezeigt wurde, die man mit der Kamera fotografiert hatte. Heutzutage gibt es Echtzeit-Speech-to-Text-Apps, die dabei helfen können, Sprachbarrieren abzubauen – allerdings mit etwas Zeitverzögerung in den Dialogen.

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Wenn Sie sich beispielsweise in einem fremden Land befinden, die Sprache nicht beherrschen und eine Restaurantreservierung vornehmen möchten, zeigt die Live-Übersetzungsfunktion nicht nur eine Übersetzung Ihres Anrufs an, sondern macht ihn auch mit einer computergenerierten Stimme hörbar . Auch hier gibt es eine gewisse Zeitverzögerung zwischen gesprochenem und übersetztem Wort.

Weitere Einschränkungen können Schwierigkeiten beim Extrahieren der Sprache des gewünschten Sprechers aus Hintergrundsprache oder -geräuschen sein. Und obwohl sich die Übersetzungsgenauigkeit im Laufe der Jahre verbessert hat, stellen komplexe Sätze, Sprachnuancen, idiomatische Ausdrücke und dergleichen oft Probleme dar.

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Es ist besser, wenn Menschen die Übersetzungen machen, nicht die Maschinen

Anatol Stefanowitsch

Wörtliche Übersetzungen von „ein Stück Kuchen“ für etwas Einfaches oder „unter dem Wetter“ für Unwohlsein ergeben zum Beispiel für einen ausländischen Gesprächspartner keinen Sinn.

Je mehr Sprachübersetzungs-Apps gefordert werden, „desto wahrscheinlicher ist es trotzdem, dass sie scheitern“, sagt Stefanowitsch, fügt aber hinzu: „Spracherkennung und Übersetzung sind Bereiche, in denen weitere große Fortschritte durch maschinelles Lernen zu erwarten sind.“

Das Goethe-Institut sieht das Erlernen von Fremdsprachen vor einem tiefgreifenden Wandel, der durch die rasante Entwicklung von KI-Modellen wie chatgpt vorangetrieben wird, das menschenähnliche Texte generiert und zu dessen Anwendungen auch Sprachübersetzungen gehören. Sie werden „den Lernprozess sowie die Art und Weise, wie wir kommunizieren, verändern“, heißt es.

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Wird es in dieser schönen neuen Welt der KI überhaupt Sinn machen, eine Fremdsprache zu lernen? Ja, so Stefanowitsch. „Ich halte es auf jeden Fall für wertvoll“, sagt er und fügt hinzu, dass es bei der Kommunikation nicht nur um den Austausch von Informationen, sondern auch um die menschliche Interaktion geht.

„Auch in Zukunft will man keine Freundschaft, geschweige denn eine Liebesbeziehung pflegen und dabei ständig eine App als Vermittler fungieren.“

Darüber hinaus, sagt Stefanowitsch, könne man nicht vollständig in eine andere Kultur eintauchen, wenn „jede Äußerung von einem Computer übersetzt werden muss“. Jede Sprache verkörpere eine bestimmte Perspektive auf die Welt, und diese könne man nur durch das Erlernen der Sprache kennenlernen.

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Viele Menschen nutzen Übersetzungs-Apps auf ihren Handys, wenn sie ein fremdes Land besuchen, und die dahinterstehende KI-gestützte Technologie wird immer fortschrittlicher. Foto: Shutterstock

Diese Einschätzung teilt auch das Goethe-Institut, das auf die wachsende Zahl von Beschäftigten im Gesundheitswesen in Deutschland hinweist, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Natürliche Sprache erzeugt Empathie, heißt es und fragt: „Wollen wir in einer Welt leben, in der medizinisches Personal mit Patienten über Simultanübersetzung kommuniziert?“

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Mit der Verfügbarkeit digitaler Übersetzungstools erscheint der traditionelle Fremdsprachenunterricht an Schulen altmodisch. Dennoch sagt Stefanowitsch, dass Schüler Fremdsprachen „größtenteils“ richtig lernen und argumentiert, dass Sprachlern-Apps den Schulunterricht ergänzen, aber nicht ersetzen können.

Das Goethe-Institut geht davon aus, dass sich die Rolle der Fremdsprachenlehrer und des Fremdsprachenunterrichts „von der reinen Wissensvermittlung hin zur aktiven Unterstützung von Lernenden“ verändern wird.

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Wenn die Lernenden zu Hause sind, könnten sie dann ihre Hausaufgaben von KI-Tools erledigen lassen, egal ob es sich um eine Fremdsprache oder ein anderes Schulfach handelt. Deshalb „müssen wir in Zukunft alle Hausaufgaben meiden, die durch sogenannte KI-Anwendungen erledigt werden können“, sagt Stefanowitsch.

KI hat allerdings auch ihre Schwächen. Maschinell erstellte Texte zielen sehr darauf ab, eine Art „durchschnittliche“ Sprache zu erzeugen, weshalb sie „immer extrem abgedroschen und wenig originell klingen“, sagt er.

Das Goethe-Institut warnt davor, dass eine Verbreitung der Standardsprache durch den weit verbreiteten Einsatz simultaner Sprachübersetzungssysteme den Wortschatz der Menschen verringern sowie Dialekte und Volkssprachen gefährden und dadurch die Sprache verarmen lassen könnte.

Stefanowitschs Urteil: „Es ist besser, wenn Menschen die Übersetzungen machen, nicht die Maschinen.“

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