Bei der Volksabstimmung über eine geplante Abgabe für internationale Unterhaltungsgiganten zur Ankurbelung der Schweizer Filmbranche ist mit einem spannenden Endspiel zu rechnen. Keystone/Peter Schneider

Eine geplante Abgabe auf internationale Streaming-Plattformen in der Schweiz ist im Vorfeld einer Volksabstimmung zum Schweizer Filmgesetz verstärkt unter Druck geraten.

Dieser Inhalt wurde am 4. Mai 2022 – 06:00 veröffentlicht

Urs Geiser

swissinfo.ch

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Die jüngste Meinungsumfrage, die zehn Tage vor einer landesweiten Abstimmung zu diesem Thema veröffentlicht wurde, ergab, dass die Gegner die Marge im Vergleich zu einer ersten Umfrage im März auf 12 % verringerten.

Zwei weitere Themen auf der Tagesordnung vom 15. Mai – die Erhöhung des finanziellen Beitrags der Schweiz an die europäische Grenzschutzagentur Frontex sowie die Einführung von mutmasslichen Inhalten für Organspenden – erfreuen sich offenbar stabiler Unterstützung bei den Befragten der Umfrage.

Sie wurde vom führenden Forschungsinstitut GfS Bern im Auftrag des Schweizerischen Rundfunks durchgeführt.

Meinungsforscher erwarten ein knappes Rennen um eine Abgabe von 4 %, die internationale Streaming-Plattformen wie Netflix und Disney auf ihre Einnahmen aus der Schweiz zahlen müssten. Die Abgabe, geschätzte 12 Millionen CHF (12,3 Millionen Dollar) pro Jahr, ist für die Schweizer audiovisuelle Industrie bestimmt.

„Es gibt einen Trend zur Nein-Mehrheit, aber die Debatte ist bisher nicht in Gang gekommen“, sagt Politikwissenschaftler Lukas Golder, Co-Geschäftsführer des Institut GfS BernExterner Link.

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Die derzeitige Mehrheit von 56 % für die Gesetzesänderung könnte schwinden, was in jedem Fall zu einem knappen Ergebnis führen würde, fügte er hinzu.

Golder sagt, die Debatte über die Reform sei irgendwie abstrakt geblieben, es habe an Intensität gefehlt, und weder Gegner noch Befürworter hätten es geschafft, die Wähler wirklich zu erreichen.

Drei Jugendflügel von politischen Parteien von rechts bis Mitte erzwangen ein Referendum und sammelten genügend Unterschriften, um einen parlamentarischen Entscheid zum Schweizer Filmgesetz anzufechten.

Golder stellt fest, dass die Befragten in der Westschweiz eher die staatliche Unterstützung der Schweizer Medienbranche befürworten, während die Befürworter der freien Marktwirtschaft in der wichtigsten deutschsprachigen Community die Oberhand zu haben scheinen.

„Zusätzliche Anstrengungen werden notwendig sein, um das Ergebnis der Abstimmung zu beeinflussen“, sagt Golder. „Unsere Umfrage hat keine offensichtlichen Hinweise ergeben, daher bleibt es schwierig zu sagen, welche Seite sich am Ende durchsetzen wird.“

Organspenden: konsolidiert

Meinungsforscher haben wenig Zweifel an den beiden anderen Punkten auf dem Stimmzettel.

Die letzte Umfrage ergab, dass Befürworter einer Umkehrung des Zustimmungsprinzips für Organspenden ihren Vorsprung vor dem Referendumsausschuss festigen, der versucht, einen parlamentarischen Vorschlag abzulehnen.

Das von der rechten Volkspartei und Regierungskritikern unterstützte Nein-Lager konnte sich kaum durchsetzen.

Dies liege auch daran, dass das Parlament einen Änderungsantrag für eine erweiterte explizite Zustimmung eingebracht habe, um eine radikalere Volksinitiative zu blockieren, so Golder.

Der parlamentarische Kompromiss berücksichtigt mögliche Bedenken gegenüber Organspenden eines Verstorbenen.

Frontex und der Krieg

Bei der Abstimmung über eine geplante Aufstockung des Schweizer Beitrags an die EU-Grenzschutzagentur Frontex wird ein klares Ergebnis erwartet.

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„Alles andere als ein klarer Sieg von Regierung und Parlament wäre eine Riesenüberraschung“, sagt Golder.

Der wachsende Abstand zwischen Gegnern und Befürwortern in den letzten vier Wochen ist auf die Bereitschaft der Volkspartei zurückzuführen, für die Regierung zu stimmen.

Die politische Linke, die das Referendum erzwungen hat, ist in ihrem Kampf gegen Frontex uneins. Trotz möglicher Vorbehalte seien sich die meisten Bürger über die Nützlichkeit der Agentur zur Bekämpfung von Kriminalität und illegaler Einwanderung einig, so Golder.

Die Kampagnen vor der Abstimmung am 15. Mai wurden von der russischen Invasion in der Ukraine überschattet, die die öffentliche Aufmerksamkeit in hohem Maße in Anspruch nahm.

„Der Krieg hat sicherlich nicht dazu beigetragen, intensive Debatten über irgendein Thema auf dem Stimmzettel zu führen“, sagt Golder.

Sein Institut geht davon aus, dass die Wahlbeteiligung aufgrund der „Wahlmüdigkeit“ nach den ungewöhnlich emotionalen Kampagnen des vergangenen Jahres über die Gesundheits-, Klima- und Umweltpolitik der Regierung und die Covid-19-Pandemie auf ein leicht unterdurchschnittliches Niveau sinken wird.

Umfragedetails

Für die zweite von zwei landesweiten Umfragen befragten Meinungsforscher 6315 Schweizerinnen und Schweizer aus allen Sprachregionen des Landes und aus der Auslandschweizer-Community.

Die Umfrage basiert auf Online-Antworten sowie Telefoninterviews mit Festnetz- und Mobiltelefonnutzern und wurde vom 20. bis 27. April durchgeführt.

Die Fehlerquote beträgt 2,8 %.

Die Umfrage wurde vom Schweizerischen Rundfunk (SRG) – der Muttergesellschaft von swissinfo.ch – in Auftrag gegeben und vom Forschungsinstitut GfS Bern durchgeführt.

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